KAR Newsletter Nr. 15

Sehr geehrte KAR-Mitlieder, liebe Freunde,

Jetzt, wo die Tage kürzer werden und das Wetter eher zum Verbleib in den eigenen vier Wänden einlädt, bleibt niemandem verborgen, dass das Jahr sich dem Ende entgegen neigt- ein Jahr, das jeden Einzelnen und die Gesellschaft in unserem Land vor unterschiedliche Herausforderungen stellte.

Wahrscheinlich wird uns auch das kommende Jahr erneut herausfordern. Ob Brexit, nationale Abschottungen und transatlantische Spannungen: das Jahr 2019 hält gewiss Einiges in Vorbereitung für uns. Im Zuge der anstehenden Veränderungen scheint es also nötig, einmal inne zu halten und seine Ideale, Werthaltungen und Überzeugungen auf den Prüfstand zu stellen.

Auch im neuen Jahr sollten wir uns -im Großen wie im Kleinen- die Frage stellen, ob wir weiterhin den Weg der offenen, toleranten und verbindenden Gesellschaft gehen wollen, oder, ob wir uns von vermeintlichen „Lösungsbringern“, die die Zeit der gesellschaftlichen Zerrissenheit zu ihren Zwecken missbrauchen, von unseren Werten entfremden lassen möchten.

Der, der geneigt wäre, letzteren Weg zu gehen, möge erkennen, dass auch diese Lösungsbringer ein Verfallsdatum haben und auch Sie die immer wieder auftretenden Unwägbarkeiten des Lebens nicht nachhaltig lösen können werden.

Der Weg einer offenen und von christlichen Werten geprägten Gesellschaft hingegen ist nachhaltig, zugleich verbindend und erfüllt die Sehnsucht der Menschen nach einem friedlichen Miteinander. Diesen Weg zu gehen mag nicht leicht erscheinen. Und so ist es auch! Denn er erfordert immer wieder, dass wir unsere eigenen Haltungen und Wahrnehmungen hinterfragen, dass wir Kompromisse eingehen, dass wir im zwischenmenschlichen Austausch bleiben. Aber es lohnt sich! Die Belohnung, die sich schließlich als stabile, tragfähige, friedliche Gesellschaft darstellt, ist diese Mühe allemal wert!

Ich würde mir wünschen, dass es auch im kommenden Jahr gelingt, dass wir einander friedvoll, offen, tolerant, wertschätzend, empathisch und mit einer Portion Humor begegnen. Doch zuvor feiern Sie mit Ihren Familien und Freunden Weihnachten und denken Sie daran: Was wäre die Welt, wenn Gott nicht Mensch geworden wäre, wenn Jesus nicht in Betlehem geboren wäre? Als Christen müssen wir den Menschen Zuversicht und Hoffnung schenken. Wir haben ein Evangelium, eine Botschaft der Freude zu bringen und zu leben.

Marc Hubbert

Mitglied im KAR Ruhr

Vorstand und Beirat des KAR Ruhr wünschen allen Mitgliedern und Freunden zum Weihnachtsfest Gottes Segen und Frieden in der Welt und dann einen mutigen Aufbruch in das Neue Jahr 2019.

Dr. Hans-Georg Krengel

Sprecher des KAR Ruhr

AMT 2018: Globaler Terrorismus

Am 15. November fanden sich ca. 100 geladene Gäste im Franz-Sales-Haus ein, um sich zu einer der Herausforderungen unserer Zeit zu informieren und zu debattieren. Es ging um den Frieden in der Welt und seine Bedrohung durch den globalen Terrorismus.

Wie immer feierten die katholischen akademischen Verbände zunächst einen Festgottesdienst zu Ehren des hl. Albert. Zelebriert wurde die Messe von Pastor Helmut Wiechmann, Unitarier und geistl. Leiter des Kath. Akademikerverbandes Ruhr. In seiner Predigt ging er auf den Frieden Christi ein, einen Frieden, den die Welt nicht gibt. Denn der Frieden Christi sei ausgerichtet auf liebenden Gott, auf seine Größe, Macht und Vorsehung, die den Menschen ruhig werden lässt. So sei der Frieden nicht die Abwesenheit von Krieg, sondern ein Ruhen in Gott. Wobei Wiechmann betonte, dass dies nicht bedeute, dass sich die Christen somit entspannt zurücklehnen, sondern vielmehr sich für das Reich Gottes auf Erden einsetzen sollten. Denn wenn das Ziel des Einzelnen das Reich Gottes und nicht das eigene Wohlergehen ist, erst dann ist er frei, sich selbstlos für den Nächsten einzusetzen und ihm das Gute zu wünschen (s. den Text der Predigt hier).

Den an die Hl. Messe anschließenden Festvortrag im Hotel Franz hielt Rolf Tophoven, ein ausgewiesener Experte in Sachen internationaler Terrorismus. Tophoven führte stellvertretend das Institut für Terrorismusforschung in Bonn bis zu seiner Auflösung 1993. Am 2. Jahrestag der Attentate auf das World Trade Center in New York wurde das Institut IfTuS wiedereröffnet. Es ist nunmehr in Essen ansässig und betreibt unter Tophovens Leitung eigene Forschung.

Zunächst machte der Festredner die globale Dimension des Terrorismus deutlich. Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung verfügen Akteure über ein immer dichteres und zeitechtes Kommunikationssystem, das ganz neue Formen von Führung und Organisation ermöglicht. Zudem ist Terrorismus ein „Low cost-Geschäft“, d.h. schon mit geringem Aufwand an Geld und Material kann ein immenser Schaden verursacht werden.

Aber wie entsteht eine terroristische Gesinnung und Rekrutierung? Am Beispiel Syrien und die flächendeckende Invasion des IS machte Tophoven dies deutlich: Seit Sadam Hussein im Irak die Herrschaft verlor und getötet wurde, gingen viele seiner engsten Mitstreiter in den Untergrund, um den IS zu organisieren. Das Machtvakuum in Syrien erlaubte ihnen, mit Hilfe von rekrutierten Gefolgsleuten – auch aus Deutschland – ganze Landstriche zu erobern, zu knechten und auszubeuten.

Anschaulich schilderte Tophoven aus Berichten von IS-Aussteigern, dass z.B. Jugendliche aus zerrütteten Familien, die vielleicht auch noch Probleme im sozialen und schulischen Umfeld haben, besonders anfällig für eine Rekrutierung sind. Einmal in den Fängen der IS, ist es dann fast unmöglich, gegen aufdoktrinierte Ideologie und gegen Befehle zu handeln. – Da der IS nunmehr in Syrien so gut wie militärisch besiegt ist, kehren viele IS-Kämpfer unerkannt nach Deutschland zurück. Nicht alle, aber einige unter ihnen sind „Gefährder“, weil sie in alten Bindungen und Ideologien verhaftet bleiben.

Die Herausforderungen der Terrorismusabwehr steigen somit auch in Deutschland. Wichtig ist zukünftig, proaktiv Gefahren zu erkennen und zu begrenzen. Dabei komme der Ermittlungstaktik in sozialen Medien (facebook, twitter, instagram etc.) eine immer größere Bedeutung zu – und hier müssen insbesondere junge Mitarbeiter gefunden werden, die sich auch vom Alter her „auf Augenhöhe“ zu möglichen Gefährdern befinden. „Terrorismusabwehr ist wie ein Wettlauf, bei dem die Ziellinie fehlt“, so fasste der Referent seine Arbeit zusammen (s. den Text der Vortrags hier).

Das musikalische Intermezzo wurde an diesem Abend von Heinz-Jacob Spelmans am Klavier und Johannes Kohlhaus an der Querflöte gestaltet. In teils ruhigen, teils virtuosen Passagen schufen sie die geeignete Atmosphäre zur Besinnung und Entspannung.

Dr. Boris Spernol vom Neuen Ruhrwort moderierte das anschließende Gespräch, in dem auch das Auditorium zu Worte kam. Die Stunde war schon vorgerückt, als das wie immer reichhaltige Buffet mit Suppen und Canapees eröffnet wurde. Hier wurde die Gelegenheit zum Austausch in kleinen Runden oder zum persönlichen Gespräch ausgiebig genutzt. Insofern war der Abend wieder einmal eine erfolgreiche Veranstaltung der katholischen akademischen Verbände im Ruhrgebiet.

Dr. Heinz-Edgar Fischersworring – Gott befohlen!

Oberstudiendirektor a.D. Dr. Heinz-Edgar Fischersworring (18. Juli 1926 – 29. Nov. 2018) wurde von Gott heimgerufen. Er hat seine Exzellenz, die ihm geschenkten Gaben und seine engagierte Bereitschaft, anderen Menschen Gutes zu tun, zugunsten nicht zählbarer Vieler eingesetzt. Uns hat er sie als Geschenk für katholische Akademiker und deren Außenwirken zuteilwerden lassen. Der Dank dafür hat mit seiner Ernennung zum Ehrenvorsitzenden 1999 und mit diesem Nachruf kein Ende.

Requiem in St. Lambertus / Essen-Rellinghausen und Beerdigung am 7. Dezember 2018 zeugten, auch in den Worten des H.H. Zelebranten P. Dietmar Weber OSC aus Essen-Heidhausen und eines seiner Söhne, von der tiefen, gerade auch von ihm, für Familie – seine verehrte Gattin, fünf Kinder und (Ur-)Enkel – , Verwandtschaft, Schülerschaft und Freundeskreise geprägten Einbindung in die Hoffnung unseres Glaubens. Dabei verband er geradezu exemplarisch fides et ratio, Glaube und Vernunft..

Seine Dissertation ist öffentlich im Internet – was der jugendfrischen Einbindung des lieben Verstorbenen in die elektronische Jetztzeit sehr entspricht – als pdf-Datei greifbar. Sie ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Ihres Inhalts wegen; um dem Leser mit der vita auf der Schlussseite seine Studien und beruflichen Wirkungskreise, besonders in mehrfachem Auslandsschuldienst in Spanien, Chile und Kolumbien, bekanntzumachen; drittens um dem Verfasser hier Grenze des Umfangs des Berichts zu ermöglichen. Sie hat ein Defizit, was die dem Unterzeichner als Akademiker eigene Kritik nicht verschweigt: Unerwähnt bleibt dort, dass ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen worden ist. Ansonsten hat die Dissertation in der veröffentlichten Fassung aber einen vierten besonderen Vorteil und Wert: Sie lässt wissen in der Titelei: In das Verfahren eingereicht im Lebensalter von 81, das Rigorosum mit Erfolg absolviert mit 82 Jahren.

Im damaligen Katholischen Akademikerverband Deutschlands, Ortsvereinigung Essen ( ab 1996 ergänzt: „und Umgebung“) hat Herr Fischersworring seinen Part des Laienapostolats erwiesen durch engagierte Mitwirkung, im Amt des Vorsitzenden 1992 – 1999. Als highlights: In dieser Zeit arrangierte er ein festliches Jubiläum der Ortsvereinigung – 50 Jahre nach Wiederbegründung 1995 – mit Festakademie, und begleitete förderlich die Schöpfung der „Altfrid-Kantate“ durch Küpper/Heindrichs als Gabe an das Domkapitel zum Jubiläum von Stadt und Stift Essen 2002.

Wer die Freude und Ehre hatte, unter Herrn Fischersworring als Vorsitzendem im Vorstand mitzuwirken und ihm im Vorsitz nachzufolgen, kann bezeugen, dass sein Wirken in jeder Hinsicht von fides et ratio überzeugte. Klugheit, noblesse, guter Rat, Zusammenführen auch divergierender Auffassungen, Ansporn wie auch Zügeln – stets wo und wie angemessen. Auch in persona diskret – 1999 sprach schlechterdings von Warte der Vereinigung, der Mitglieder , in Vorstand wie auch Beirat nichts gegen, alles für weitere Amtsführung im Vorsitz. Es bleibt dem Rückblickenden die Ahnung, dass er in der Frische seiner vorausschauenden Überlegungen deshalb sich nicht zur Wiederwahl stellte, weil er Neues angehen wollte. Vom Ergebnis wurde voranstehend berichtet. Jedenfalls gelang mit Erfolg, ihn zur Annahme des Ehrenvorsitzes zu bewegen. So hat er auch in und nach der organisatorischen Änderung aus der Ortsvereinigung Essen des zwischenzeitlich aufgelösten KAVD zum selbständigen, das Bistum Essen umfassenden Katholischen Akademikerverband Ruhr diesem seine Gaben eingebracht, solange er konnte.

Lux aeterna luceat ei! Und so lange wir können, halten wir den Dank wach. Das möge auch seine Gattin Beate, erneut und weiterhin im Kreise willkommen, wissen.

Dr. Egon Peus

Dompropst em. Apostolischer Ehrenprälat Ferdinand Schulte-Berge – 100 Jahre alt

Zur Vollendung seines 100.Lebesnjahres am 13. September 2018 schickte die Jahresversammlung des KAR Ruhr seinem ältesten Mitglied folgendes Glückwunschschreiben:

G R A T U L A T I O N

Lieber Herr Dompropst Ferdinand Schulte-Berge,

der Vorstand gratuliert Ihnen im Namen aller Mitglieder, die an der JHV des KAR 2018 im Hotel Franz teilgenommen haben zur

VOLLENDUNG IHRES 100. LEBENSJAHRES

Wir sind stolz, Sie so viele Jahre als unser Mitglied bei uns zu haben.

Bleiben Sie, so GOTT will, noch viele Jahre mit uns allen verbunden.

Herzlichst:

Dr. Hans-Georg Krengel Prof. Hans Waldenfels SJ Pastor Helmut Wiechmann

Maria-Luise Born Michael Herforth Franz Kampmann

Kirche und Arbeiter im alten Ruhrgebiet

Interviews sind so gut, wie gut gefragt wird. Anlässlich der Schließung der letzten Zeche im Ruhrgebiet befragte ein offensichtlich wenig informierter Journalist In einem Interview für Katholisch.de am 4. Dezember 2018 den Geschäftsführer des ND-KMF e.V. und ND Dr. Franziskus Siepmann nach der Religiosität der Bergleute. Siepmann hat ein umfangreiches Buch über das Bistum Essen verfasst und gilt seither als Theologe und Kirchenhistoriker.

Auf die Frage: Wie religiös waren die Bergleute?“ antwortet er: „…ich bezweifle, dass institutionalisierte Religion eine große Bedeutung unter den Bergleuten hatte. Das war eher kirchliches Wunschdenken. Die Arbeiter fühlten sich traditionell in ihrer weitaus großen Mehrheit nicht vom Katholizismus vertreten, sondern durch die Sozialdemokratie.“

Und nochmals: „Die Berührung Kirche und Bergbau mache ich an drei Punkten fest: Zum einen ist da der Versuch von katholischen oder christlichen Gewerkschaften, irgendwie in den Dunstkreis der Arbeitswelt im Bergbau hineinzukommen. Das hat aber vor allem im 20. Jahrhundert nicht wirklich funktioniert, weil die Industriegewerkschaft Bergbau und der Deutsche Gewerkschaftsbund viel zu stark waren.

Das Bistum Essen hat in den 60er bis in die 80er Jahre hinein versucht, das sogenannte Laienapostolat in den Bergwerken und in den Betrieben der Schwerindustrie zu stärken: Katholische Bergleute sollten mit den Kumpels über das Leben und über Religion ins Gespräch kommen. Dazu wurden ‚Betriebskerngruppen‘ eingerichtet, die diesen Austausch vorantreiben sollten. Das Ruhrbistum hat diese Arbeit über Jahrzehnte mit einigen Mitarbeiterstellen unterstützt. Das war aber in der öffentlichen Wahrnehmung nie wirklich präsent.“

Dem kann man nur widersprechen. Die Bergleute im Ruhrgebiet waren zu einem großen Teil gut katholisch. Seit Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler und Papst Leo XIII. mit der Enzyklika Rerum Novarum gründeten sich Knappenvereine, die Katholische Arbeiter-Bewegung, das Kolpingswerk und christliche Gewerkschaften, nach dem 2. Weltkrieg die Christliche Arbeiterjugend (CAJ).. Die christlichen Gruppen waren grösser als die sozialistischen und freien Gruppen.

Siepmann übersieht völlig die Entwicklung der Metropole Ruhr aus einer Vielzahl kleiner Ortschaften über die Entstehung der Ruhrgroßstädte. Er übersieht, wie am Übergang zum 20. Jahrhundert zwischen 1890 und dem Beginn des 1. Weltkriegs zahlreiche der die Stadtteile prägenden Kirchen gebaut wurden, katholische wie evangelische, die teilweise heute leichtfertig aufgegeben und sogar abgerissen werden. Dabei spielten die Arbeitsuchenden aus den heute zu Polen gehörenden Ostgebieten, West- und Ostpreußen, Pommern und Schlesien eine große Rolle.

Wie der christliche Glaube Basis für die Bergleute und Arbeiter war, ist aus den Schriften des Seligen Nikolaus Groß zu sehen. Ist der „Ruhrkaplan“ Carl Klinkhammer; dessen Gedenktafel in der zurzeit umstrittenen Pfarrkirche St. Johann Baptist in Essen-Altenessen hängt und der zusammen mit vielen Anhängern der Zentrumspartei 1933 deutlich dem Führer des Nationalsozialismus widersprach und daraufhin gehen musste, vergessen? Welche Bedeutung hatten nicht die katholischen Grundschulen im Ruhrgebiet, die es in Restbeständen noch gibt?

Und weiß Siepmann nicht, dass es in Essen wie auch in Duisburg und in anderen Ruhrstädten keineswegs nur sozialdemokratische Oberbürgermeister gab, sondern nach dem 2. Weltkrieg auch solche aus der CDU? In Essen Gustav Heinemann (1946-1949) , Hans Toussaint (1949-1956), Wolfgang Reiniger (1999-2009) und seit 2015 Thomas Kufen?

Oswald von Nell Breuning SJ und andere begleiteten die Arbeiter und die Gesellschaft von der Theologie und Wissenschaft her; auch Johannes Leppich SJ war dabei. Die Sozialenzykliken der Päpste bis in die Gegenwart waren genauso wirkungsvoll wie der Einsatz für das katholische Laienapostolat vor allem seit Pius XII. Aus dem Glauben ist auf der Basis der Enzyklika Quadrogesimo Anno das System der sozialen Marktwirtschaft entstanden. Statt Klassenkampf heißt es heute „Tarif“-Partnerschaft. 

Die christlichen Gewerkschafter und Verbände haben die Einheitsgewerkschaft mitgestaltet. Auch heute gibt es noch einen christlich-sozialen Flügel. Kardinal Hengsbach hat die aktiven Betriebsräte, Gewerkschafter und Verbandsleute durch Gründung der Betriebskerne unterstützt. Sie haben dadurch politisch viel erreicht und waren ministrabel in Regierungen vertreten. 

Erst mit dem Niedergang der Ständegesellschaft und durch die nachlassende seelsorgliche Begleitung hat der kirchliche Einfluss abgenommen. Eine große Ausnahme bildete lange der emeritierte Weihbischof Franz Grave, der sich übrigens in einem Leserbrief der WAZ darüber beklagt hat, dass die allmählich aussterbenden Zeitzeugen der Bistumsgründung nicht mehr gefragt werden. Doch immer noch werden die Traditionen aus Überzeugung gefeiert, das Barbarafest, aber vor allem der neu entstandene: Kreuzweg auf der Halde Prosper Haniel in Bottrop am Karfreitag.

Bei einer entschiedeneren seelsorglichen und ethischen Unterstützung können die katholischen Verbände auch in unseren Tagen wieder erstarken. Dabei wird die katholische Soziallehre auch für die Gesellschaft 4.0 einen maßgeblichen Rahmen abstecken.

Klaus Winkelmann

ND-Ratsentschließung:

Initiative zum pastoralen Notstand in den Bistümern

Auf seiner Regionaltagung in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg in Mülheim am 18.November 2018 hat der örtliche Bund Neudeutschland sich die Resolution des Gesamtverbands zu Eigen gemacht und verabschiedet:

Alle NDer werden vom Rat aufgerufen, wegen des dramatischen Priesterschwundes bei ihrem Diözesanbischof zu beantragen, in Zukunft alle Priester des Bistums vom Versprechen der Ehelosigkeit zu entbinden:

1. zum Erhalt der Sonntagsmesse vor Ort,

2. zur Vermeidung von zu großen Pfarrverbänden und

3. zur Entlastung der heutigen Seelsorger.

~ Es gibt bereits seit Jahren eine große Mehrheit unter den Gläubigen, die grundsätzlich eine Freistellung der Priester von der Pflicht zur Ehelosigkeit befürworten und nun hoffen, Gehör zu finden.

~ Gerade jetzt unter Papst Franziskus kann ein gut begründeter Dispens-Antrag eines Bischofs durchaus Erfolg versprechend sein.

~ Papst Franziskus selbst hat alle Bischöfe ermutigt, bei Notsituationen »verwegen« nach Lösungen zu suchen und sich nicht mit bestehenden Problemen leichtfertig abzufinden.

~ Keiner der dringend benötigten Priester sollte heute noch sein Amt verlieren, wenn er heiraten möchte bzw. wenn er verheiratet ist, könnte er sein Amt wieder erhalten

– Sie wären den schon heute verheirateten Priestern gleichgestellt, die früher evangelisch waren bzw. heute zu einer unierten Kirche gehören.

~ Viele, die seit Jahren gerne Priester sein wollen, hätten dann die Möglichkeit, trotz

ihrer Ehe oder eines künftigen Heiratswunsches einer solchen Berufung zu folgen

(z.B. bei Pastoralreferenten kann das nach kurzer Zeit geschehen, weil sie bereits ausgebildet sind).

Beschlossen vom ND-Rat am 06. April 2018 in Dresden.

Ordo Socialis“

Vielen wird nicht bekannt sein, dass KAR Ruhr seit einigen Jahren auch Mitglied von Ordo Socialis ist. Ordo Socialis ist eine wissenschaftliche Vereinigung zur Förderung der Christlichen Gesellschaftslehre e.V. mit Sitz in Köln. Unser Schatzmeister Franz Kampmann hat an der diesjährigen Jahrersversammlung teilgenommen, die am 12.11.2018 im Katholisch-Sozialen Institut in Siegburg abgehalten wurde. Ein zentrales Anliegen des Instituts ist es, an einer globalen Verbreitung der christlichen Gesellschaftslehre mitzuwirken.

Alle zwei Jahre wird ein Ordo-Socialis-Preis verliehen. Bisherige Träger des Preises sind Prof. Dr. Paul Kirchhof, Heidelberg, Oscar Andrés Kardinsl Rodriguez Maradiaga, Honduras, sowie Dr. Anne-Cathrin Dior Senghor, Senegal. Jedes Jahr erscheinen mehrere Broschüren, die dann gleich in mehrere Sprachen übersetzt werden. Die Liste der bisher erschienen Arbeiten und ihre Übersetzungen können auf der Website der Vereinigung unter https://ordosocialis.de/ gefunden werden.

Beschlossen wurde in diesem Jahr, den wissenschaftlichen Beirat weiter zu internationalisieren und Fachleute aus Australien, Brasilien, Indien, Mexiko, Südafrika, Niederlande, Ungarn, Großbritannien und Irland hinzuzugewinnen.

Den Vortrag im Anschluss an die Jahresversammlung hielt der Mainzer Professor für Christliche Anthropologie und Sozialethik Dr. Gerhard Kruip zum Thema „Hat die kirchliche Soziallehre von Karl Marx gelernt?“

Prof. Waldenfels, der kurz nach der Gründung von Ordo Socilalis persönliches Mitglied geworden ist, hat sich im Sinne der Öffnung für den weltweiten Einsatz der Kirche dafür eingesetzt, dass KAR Ruhr auch als Verein Mitglied wird. Tatsächlich bedarf ein solches Projekt sowohl finanzielle wie vor allem auch ideelle Unterstützung.

Unsere nächste Großveranstaltung:

Dr. h.c. mult. Annette Schavan am Ökumenetag 2019

Auf Einladung der Evangelischen Akademikerschaft Rheinland und des Katholischen Akademikerverbands Ruhr spricht Frau Dr.h.c.mult. Annette Schavan in der Gebetswoche um die Einheit der Christen 2019, am Mittwoch, den 23. Januar 2019, um 18.00 Uhr in der Evangelischen Erlöserkirche, Friedrichstr. 17 / Ecke Goethestr., 45128 Essen, zum Thema

ALLE SOLLEN EINS SEIN

Ökumene im Pontifikat von Papst Franziskus

Annette Schavan, geboren 1955, war Leiterin der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk (1991-1995), Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg (1995-2005), Bundesministerin für Bildung und Forschung (2005-2013) sowie Botschafterin Deutschlands beim Heiligen Stuhl (2014-2018). Sie lehrt seit 2014 als Gastprofessorin an der Shanghai International Studies University.

Unsere ökumenischen Gespräche zwischen den Konfessionen stoßen auf eine große Bandbreite innerhalb der Konfessionen. ‚Alle sollen eins sein‘ wendet sich nicht gegen die Vielfalt, verbindet mit der Vielfalt aber die Erwartung, gemeinsam zu leben, ‚damit die Welt glaubt‘. Die Aufgabe besteht somit auch darin, Prioritäten zu setzen, die ein einigendes Band deutlich werden lassen, das die ganze Christenheit in all ihrer Vielfalt akzeptiert.“ (Annette Schavan, Gott, der erneuert. Erfahrungen von Hoffnung und Freiheit- Patmos: Ostfildern 2018)