KAR Newsletter Nr. 17

KAR NEWSLETTER NR. 17

22.8.2019

 

 

 

 

Schon wieder ein Jubiläum!

 

1.September 1939: Einmarsch deutscher Truppen in Polen und Beginn des 2. Weltkriegs.  9. November 1989: Fall der Berliner Mauer. Man kann weiter zurückschauen: 1919: Jahr des Versailler Friedensabkommens nach dem 1. Weltkrieg. 1789: Beginn der Französischen Revolution. Weitere Gedenktage aus Jahren mit der Endziffer 9 ließen sich anfügen, etwa 1949: Inkraftsetzung des Grundgesetzes der Bundesrepublik und Gründung des Europarats.

Vermutlich kaum Erinnerungen wecken wird ein Ereignis am Ende des Jahres 1969. Der damals noch junge Theologieprofessor Joseph Ratzinger hielt zum Jahresende einen Vortrag im Hessischen Rundfunk. Darin zeichnete er sein Bild von der Kirche der Zukunft. Sie wird klein sein, von vorne anfangen müssen, die Kirchbauten nicht mehr füllen können. Die Rede ist von Freiwilligkeitsgemeinschaft und Entscheidung, vom Verlust der Privilegien, aber auch von neuen Ämtern, von bewährten Christen im Beruf, die zu Priestern geweiht werden. „In vielen kleineren Gemeinden bzw. in zusammengehörigen sozialen Gruppen wird die normale Seelsorge auf diese Weise erfüllt werden.“

Der mündliche Test wurde bald in einem kleinen Buch gedruckt. Inzwischen ist er Literatur, aufbewahrt im Band 8/2 der Gesammelten Werke von Joseph Ratzinger-Benedikt XVI., zu finden in größeren Bibliotheken und privaten Bücherschränken. Jüngeren Theologen und Theologinnen ist der Text offensichtlich unbekannt, jüngeren Bischöfen wohl auch. Denn dort genannte Themen werden besprochen ohne Bezug auf diese klaren Überlegungen vor 50 Jahren, als wären sie neu.

Auch Journalisten und Journalistinnen; die für heftige Nachfragen bekannt sind, haben hier nicht nahgehakt. Peter Seewald hat Joseph Ratzinger mehrfach interviewt, als dieser Erzbischof, Kardinal und am Ende Papst wurde.  Merkwürdig, dass Seewald niemals auf die Idee gekommen ist zu fragen, warum der Altpapst seine klaren Einsichten aus dem Jahr 1969 nicht anschließend umgesetzt hat. Schließlich war er in Funktionen, die es ihm leicht gemacht hätten, hier aktiv zu werden und der Kirche Türen zu öffnen.

Ein gutes Gegenbeispiel ist das Interview, das Markus Schächter mit dem 80jährigen Kardinal Karl Lehmann kurz vor dessen Tod geführt hat, zugegeben, auch hier eher zu spät. Doch die Fragen stimmten, und die Antworten waren eindeutig. „Diese XXL-Gemeinden, das ist nicht unser Ding. Leibhaftigkeit, Personalität und Präsenz vor Ort gehören eigentlich zur katholischen Kirche.“. Hirten gehören in die Nähe der Menschen. Kein Wunder, dass das Kirchenvolk unruhig wird, die Frauen nicht mehr schweigen und am Ende der Exitus steht und das Interesse an der Kirche, wie sie sich zeigt, schwindet.

Inzwischen schreiben auch Bischöfe Bücher. Reinhard Marx, München-Freising, schrieb 2015 ein Buch: Kirche überlebt.  Kurz nacheinander erschienen in diesem Jahr von Heiner Koch, Berlin, Zu Gott ums Eck, von Gerhard Feige, Magdeburg, Anders katholisch und von Franz-Josef Overbeck, Essen; als Militärbischof Konstruktivere Konfliktkultur. Viele gute Gedanken, doch wenn es ans Handeln geht, wirken sie weithin hilflos. In Essen zeigt sich immer wieder, dass bischöfliche Entscheidungen, die gestern verkündigt wurden, heute schon wieder nicht mehr gültig sind. Fragen Betroffene bei den Verantwortlichen nach, erhalten sie wenig überzeugende Antworten; am Ende steht das Schweigen.

Ginge es nach Papst Franziskus, wären Bischöfe als Hirten bei ihren Herden, mal vorne vorweg, mal mitten darin oder auch am Ende, um auch das letzte Mitglied der Herde mitzunehmen. Wo erfährt man das wirklich noch in Deutschland?

Inzwischen wartet man auf die Amazonien-Synode im Oktober. Das Arbeitspapier liegt vor und kann im Internet, aber auch als Borschüre, veröffentlicht von ADVENIAT und MISEREOR, gelesen werden. Im Mittelpunkt stehen nicht die Sorgen der Kirche um sich selbst, sondern die Menschen und die Erde, die Natur, die Schöpfung. Natürlich tragen wir für vieles, was in der Welt falsch läuft, die Verantwortung. Dennoch sind unsere Kräfte begrenzt. Wir sind endlich und bewegen uns zwischen Leben und Tod. In seinem Wahn, diese Welt zu beherrschen, kommt es zur Zerstörung unserer Lebenswelt, drastisch erkennbar am Schicksal der 110-130 indigenen Völker in den Territorien Amazoniens. Was macht man mit diesen Menschen, was macht man mit den Ländern, in denen sie leben? Sie sind aber Teil der einen Erde, auf der wir alle leben – wir alle in einem Boot.

Wohin aber treibt dieses Boot, wenn wir die Experimente betrachten, die jüngst in Japan erlaubt wurden? Danach wurden erstmals Tierversuche genehmigt, die das Erzeugen von menschlichen Organen in lebenden Mäusen, Ratten und Schweinen ermöglichen sollen. Tiere sollen so zu Ersatzlagern für Menschen werden, die der Hilfe bedürfen.

In diese Situation hinein, in der Menschen glauben, die Stelle dessen einzunehmen, den die Vorväter im Hintergrund allen Lebens gesehen haben und den wir „Gott“ nennen, ruft die Kirche mit allen Kräften nach Umkehr und Einkehr. Die Verständigen in ihr sind längst davon überzeugt, dass auch wir Menschen in der Kirche bis zu den Leitungsträgern als Menschen dieser Welt umkehren müssen. Dann aber müssen sie auch die Konsequenzen ziehen. Stehen sich nicht viele Bischöfe im Vertrauen auf ihre eigenen Rechte im Weg? Das menschliche Leben ist eine Pilgerschaft. Pilgern heißt unterwegs zu sein, nicht sitzen und stehen zu bleiben, wo man sich privat wohlfühlt.

Uns Christen ginge es nicht anders als allen anderen Menschen, wenn wir nicht das Beispiel Jesu hätten. Joseph Ratzinger hat wie Papst Franziskus immer wieder davon gesprochen. Doch reden allein hilft nicht, wenn keine Taten folgen. Es kann nicht sein, dass das Rad immer neu erfunden werden muss. Warum besteigen die Bischöfe nicht das Rad, das Joseph Ratzinger schon vor 50 Jahren gekannt hat und wirken mit an einer offenen Kirche für die vielen, die auf der Suche sind? Braucht es wirklich akademische und theologische Studien, um gläubig im Namen Jesu und seiner Kirche sagen zu dürfen: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“?

 

Hans Waldenfels

 

 

 

KAR-Vorstand

In der Jahresversammlung des Katholischen Akademikerverbands Ruhr e.V. wurde am 11. Juni 2019 turnusgemäß der Vorstand neu gewählt. Mitglieder des Vorstands sind die Damen Maria-Luise Born und Gerburg Riesen sowie die Herren Marc Hubbert, Franz Kampmann,                                                                                                      Dr. Hans-Georg Krengel und Pastor Helmut Wiechmann.

Der Vorstand wählte Dr. Krengel wieder zum Sprecher des Teams.

Auch der Beirat wurde neu aufgestellt. Zu ihm gehören StD.i.R. Martin Gewiese, Dipl.-Ing, Michael Herforth, Frau Marion Küpper, Dr. Ulrich Rehlinghaus, Dominik Stotko und Klaus Winkelmann.

Kontakt zum Akademikerverband hält im Namen des ND Christoph Mauermann.

Auf Anregung von Dr. Krengel und Frau Küpper, die beide Mitglied des Cartell Rupert Mayer sind, wird das Cartell (CRM) unter den Veranstaltern des Albertus Magnus-Tags aufgeführt. Im Bistum Essen hat das Cartell folgende Gilden: Alfred Delp-Gilde in Bochum, Thomas Morus-Gilde in Gelsenkirchen, Altfrid-Gilde in Essen und Salvator-Gilde in Duisburg.

 

6 Tipps für den E-Mail-Verkehr

Marc Hubbert hat zusätzlich zur Homepage des KAR www.kar.kreativ-netzwerk.de.de noch eine Facebook-Seite eingerichtet. Angesichts der verschärften Bestimmungen zum Personenschutz hat er 6 Tipps für den E-Mail-Verkehr erarbeitet.

  1. Verfassen Sie Ihre E-Mails knapp und präzise.

Alles was mehr als zwei Seiten umfasst, gehört in eine angehängte Datei.

  1. Sorgen Sie dafür, dass Ihre E-Mail einfach lesbar ist.

Experten empfehlen, die E-Mail in einem Stil zu verfassen, der einem schriftlichen Dokument (zum Beispiel Geschäftsbrief) gleicht. Grußformel und Unterschrift (Automatische Signatur) sind selbstverständlich. Außerdem sind kurze Sätze sowie – bei längeren Texten – Absätze zu empfehlen.

  1. Nutzen Sie Blindkopien, um Dritte zu informieren.

So bleibt der Verteilerkreis im Unklaren darüber, wer die Nachricht noch erhalten hat.

  1. Nutzen Sie E-Mails nicht für unangebrachte Kommunikation.

E-Mail für die Verbreitung von Spam zu missbrauchen, ist nicht nur ein Ärgernis, sondern möglicherweise auch noch illegal. Und: In den meisten Fällen kann der Absender schnell ermittelt werden.

 

  1. Gehen Sie sparsam mit der Funktion „Antwort an alle“ um.

Es besteht die Möglichkeit, die Nachricht an eine Gruppe zu versenden, aus der sich vielleicht nur ein Prozent der Beteiligten dafür interessiert. Der Effekt ist vergleichbar mit einer Fahrt in einem öffentlichen Verkehrsmittel, in dem man gezwungen ist, dem Handygespräch eines Unbekannten zuzuhören. Wer ohne Notwendigkeit allen antwortet, erzeugt außerdem jede Menge elektronischen Müll. Insbesondere, wenn Anhänge mitgeschickt werden, führt das unnötige Versenden an große Verteiler zu Ressourcenproblemen.

  1. Wahren Sie einen guten Stil.

So sollte die Kommunikation sachlich und wertschätzend sein. Eine unangemessene Wortwahl sollte unbedingt unterbleiben.

 

Albertus-Magnus-Tag

Die katholischen akademischen Verbände im Bistum Essen

CRM CV  KAR  KV KMF im ND  UV 

laden herzlich ein zum diesjährigen

Albertus-Magnus-Tag

am Freitag, den 15. November 2019.

Der Festgottesdienst mit H.H. Pfr.i.R. Herbert Rücker findet statt

um 18.00 Uhr

in der Kirche des Franz Sales-Hauses,  45138 Essen,  Steeler Str. 261

 

Musikalische Begleitung: Jugend-Kammerchor St. Margareta aus Düsseldorf-Gerresheim unter Ltg. von Klaus Wallrath

Die anschließende Festversammlung beginnt um 19.30 Uhr im Hotel Franz,

45138 Essen, Steeler Str.  261

 

Festvortrag

Prof. Dr. Friedhelm Hengsbach SJ, Ludwigshafen

Die so genannte Katholische Soziallehre –

vom Kopf auf die Füße gestellt?

Moderation:  Klaus Winkelmann (KAB-Diözesanvorstand Essen)

Musikalische Umrahmung: Jugend-Kammerchor St. Margareta aus Düsseldorf-Gerresheim unter Ltg. von Klaus Wallrath

Der Beitrag von 15 € für Saalmiete und Imbiss wird vorab erbeten auf das Konto von KAR

Bank im Bistum Essen. IBAN: DE74 3606 0295 0012 0650 19 BIC: GENODED1BBE

 

 

 

 

 

 

 

Das Drei Hasen-Spiel

 

So wird gespielt:

Die vor Ihnen liegenden 3 Hasen vom Paderborner Drei-Hasen-Fenster symbolisieren die Heiligste Dreifaltigkeit: Gott Vater – Gott Sohn – Gott Heiliger Geist:

„Der Hasen und der Löffel drei, und doch hat jeder Hase zwei.“

Schneiden Sie die 3 Hasen mit einer kleinen Schere a,us. Nun liegen vor Ihnen 3 Hasen mit je einem Ohr.

Wenn Sie die Hasen zu einem Rund zusammenlegen (sie berühren sich dann) hat jeder Hase ZWEI OHREN.

 

Viel Spaß!

 

Gott Vater – ist unser aller Übervater, der Schöpfer des Alls –

Wir sind ihm ähnlich, weil wir berufen sind, uns die Welt untertan zu machen.  Wir glauben, die Welt zu beherrschen, zu verändern, manipulieren zu können. Die Oberfläche der Erde verändern wir durch den Bau von Deichen, Kanälen, neuen Lebensräumen, Bildung von Bergen, Wällen, neuen Seen, Landgewinnung usw. Und dann wird diese künstliche Welt zerstört, und wir wundern uns, dass die NATUR so stark ist, stärker als wir.

Die Urelemente Wasser, Feuer, Erde toben und zerstören alles. Die Bibel sagt: Tand, Tand ist das Gebilde aus Menschenhand.

Die Natur wirkt wie Gott Vater, allmächtig, zerstörend und Neues schaffend nach jeder Zerstörung.

Da zeigt sich Gott Vater, der Ursprung allen Lebens, er bildet alles neu, weil er uns liebt.

 

Gott Sohn – Christen glauben: Gott ist Mensch geworden, einer von uns. in Jesus von Nazareth. Er will eine heile Welt und mahnt uns, behutsam mit ihr umzugehen. Sein Leben auf Erden soll unser Vorbild sein zur Nachahmung. Er geht für uns in den Tod. Sein Leben und Sterben bringt zur Sprache, was der Vater ist. Jesus ist Gottes Sohn und Gottes Wort.

 

Gott Heiliger Geist – Vater und Sohn sind in Liebe eins. Das sind sie hier und heute – wie der Wind, der uns umgibt, und der Atem, aus dem wir leben. Wie Wind und Atem lässt er sich nicht fassen, ist er undefinierbar, aber es gibt ihn, wie es die Liebe gibt, zwischen Menschen, aber auch in der Natur. Er begleitet uns ständig im Geschehen des Alltags, in den kleinen und großen Dingen, die wir uns nicht erklären können.

 

So wirkt der eine Gott in der Dreiheit von Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist – wie die 3 Hasen mit je einem Ohr, und doch hat jeder Hase 2 Ohren. Da öffnet sich ein wenig der Weg für den Menschen zu Weisheit und Erkenntnis und zur wahren Liebe.

Viel Freude!

                                                                                                           Maria- Luise Born

 

 

 

 

 

 

Bierdeckelwerbung

 

Werbung geschieht durch Inserate in Zeitungen, Spots im Fernsehen, Hinweise im Internet, auf T-Shirts u.a. In Restaurants tun es die Bierdeckel. Auch das Bistum Essen wirbt mit Bierdeckeln. Ein roter Deckel sagt auf der Vorderseite:

         Wir schreiben das Jahr 2030   ,und …

und auf der Rückseite:

2030…, die Zeit der Kirchenaustritte ist vorbei.

                                                   Mehr über unsere Vision:

                                                                       www. diözesanrat-essen.de

 

Was für eine Vision?! Keine Kirchenaustitte mehr –, warum? Weil die, die heute noch in der Kirche sind, dann tot oder schon nicht mehr in der Kirche sind? Weil es also niemanden gibt, der austreten kann? Es ist eine merkwürdige Vision – ohne Inhalt, vor allem ohne positive Botschaft.

M.-L. Born hat für den KAR auch einen Bierdeckel entworfen, – mit einer erkennbaren Botschaft und Nachricht: Der Bierdeckel erinnert auf der Vorderseite an den Engel, der vom Dach des Essener Bischofshauses am Burgplatz grüßt. Auf der Rückseite wirbt er für den kommenden Albertus Magnus-Tag und das KAR-Gespräch am Donnerstag, zu dem jeder Interessierte eingeladen ist.

 

 

 

       KAR Ruhr e.V.

Albertus-Magnus-Tag  

15.11.2019 Hotel Franz, Essen

 

Jeden 1. Donnerstag im Monat 18.00 Uhr

                     offenes Treffen im Hotel Franz

 

                                             Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

                                                                                       Engel von Ewald Matarḗ   Bischofshaus Essen

 

 

 

 

 

Die nächsten KAR-Donnerstage im Franz sind geplant.  Das Thema im September finden Sie in der folgenden Ankündigung.

 

 

    KAR  AM  DONNERSTAG

                                                                                                   im Franz

 

In der Regel jeden 1. Donnerstag im Monat treffen wir uns um 18.00 im Hotel Franz,  45138 Essen, Steeler Str. 261.

 

Der nächste Gesprächsabend findet statt am Donnerstag,

  1. September 2019, 18.00 Uhr im Raum Gruga mit Essmöglichkeit.

Thema 4:

 „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben!“ – Müssen wir, sollen wir, können wir?

Referent: Prof. Dr. Hans Waldenfels

Wir beginnen mit einer Hl. Messe im Vortragssaal.

Sie und Gäste sind immer herzlich willkommen!

 

 

 

 

           Die Wurzeln der Krise    

Die Zahl der Veröffentlichungen zur heutigen Krise der Kirche wächst. Dabei zeigt sich, dass Theologen verstärkt das Gespräch mit Vertretern anderer Universitätsfächer suchen, der Philosophie und Geschichte, der Psychologie und Soziologie, der Ethnoologie und Politikwissenschaft. Schwächer geworden ist jedoch der Austausch zwischen den Fachrichtungen der Theologie selbst. Das wird deutlich an einem kleinen Buch von Daniel Bogner, Professor für Moraltheologie in Fribourg/Schweiz, verheiratet, Vater von drei Kindern.

Der Titel seines Buches – Ihr macht uns die Kirche kaputt – klingt auf den ersten Blick etwas reißerisch, ist aber bei genauerer Betrachtung Ausdruck von Schmerz. Bogner geht es nicht um eine erneute Beschreibung der Symptome der Krise.  Als Moraltheologe fragt er nach den Wurzeln der Kirchenkrise. Dabei achtet er im Gegensatz zu Dogmatikern und anderen Systematikern weniger auf die Texte des letzten Konzils als auf die gültigen Rechtsstrukturen der Kirche, wie sie im letzten Rechtskodex der Kirche aus dem Jahr 1983 Ausdruck gefunden haben.

Damit legt Bogner die Hand in eine zu wenig beachtete Wunde, die auch in Rom zu wenig Beachtung findet. So stellt Bernd Hagenkord SJ, der langjährige Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Vatican News, in einem rückblickenden Interview vom 14.8.2019 fest, Papst Franziskus denke nicht in Strukturen, weshalb ihm bei der Strukturreform der Kirche „vielleicht nicht der große Wurf“ gelingen werde. Aber er setze auf Personen und persönliche Aufbrüche und Bekehrung. „Das ist wahrscheinlich das, was der Vatikan im Augenblick braucht.“

Im Grunde kommen bei Papst Franziskus alle  Stichworte vor, die  für eine Erneuerung benötigt werden: eine Kirche, die sich von unten, ja von den Rändern, den „Armen“ her aufbaut, die Subjekte, nicht Objekte der Kirche sind und auf die es zu hören gilt, eine offene  Kirche, in der es eine Unfehlbarkeit von unten her gibt, eine Kirche, die als ganze nicht aus dem Glauben fallen kann. Doch in ihrem Gesetzbuch bleibt die Kirche eine absolutistische Monarchie, in der von oben nach unten, vom Papst zu den Bischöfen hinunter abgestuft bis in die Pfarreien hinein Papst. Bischöfe und Pfarrer die volle Gewalt in einer Person verkörpern. Das sind – aus einer demokratischen Gesellschaftsordnung formuliert – die drei Gewalten:  Gesetzgebung /Legislative), Verwaltung (Administrative) und Rechtsprechung (Judikative). Wo es im modernen Staat ein wechselseitiges Kontrollsystem gibt, fällt dieses in der römischen Kirche völlig aus. Darüber darf das bei uns entstandene Rätesystem nicht hinwegtäuschen.

Deshalb sind auch die zahlreichen Verlautbarungen und Erklärungen einzelner Bischöfe solange wirkungslos, als sie keine gesetzliche Verankerung gefunden haben. Insofern ist es rührend, wenn etwa der Münstersche Bischof in der Presse erklärt, er würde gerne Teile seiner Machtbefugnisse abgeben; er kann es von den Gesetzesvorgaben her gar nicht. Der Papst selbst weiß längst, dass auch sein Amt betroffen ist.  Es bedarf aber, wenn Veränderungen nicht auf die einzelne Person beschränkt bleiben sollen, der Änderungen im Gesetz.

Für Bogner haben diese Fragen heute ganz allgemein mit der Menschenwürde und den Menschenrechten zu tun. Er entfaltet es ausführlich im Blick auf die Frauenfrage.

Ein Vergleich mit der Deutschen Bahn illustriert gut die heutige Situation in der Kirche: „Die Deutsche Bahn entkommt ihrer Krise auch nicht, indem sie einfach alle Züge mit neuem Wagenmaterial bestückt und die Bahnsteige aufhübscht. Gerade aus Schweizer Sicht und aus vielen Erfahrungen mit der Schweizer Eisenbahn darf man das sagen: Solange es keine Wende in der Verkehrspolitik gibt und die Systeminfrastruktur der Bahn  (Schienenwege, Weichen, Signalisation, Stellwerke, Personal …)  nicht besser finanziert ist, bleiben andere Maßnahmen Kosmetik. Auch die neuen Züge werden Verspätungen einfahren, die am System insgesamt zweifeln lassen.“

Die Frage bleibt: „Wie sieht eine katholische Kirche aus, die sich ‚demokratisch‘ verfasst, Gewaltenteilung, Machtkontrolle und die Überzeugung von gleichem Wert der Geschlechter konsequent anwendet?“ Man kann nur hoffen, dass die deutschen Bischöfe erkennen, in welchem Dilemma sie sich befinden und zu zukunftsträchtigen Konsequenzen gelangen. Die Diskussion der Dinge allein hilft nicht weiter.

H.W.